So entstehen Gewohnheiten

9 Min. Lesezeit –

1.) Was sind Gewohnheiten?

Eine Gewohnheit ist eine regelmäßig wiederkehrende Handlung oder Verhaltensweise, die sich im Laufe der Zeit durch Wiederholung festigt und weitgehend automatisiert wird. Gewohnheiten sind Verhaltensmuster, die wir oft unbewusst und routinemäßig ausführen, ohne darüber nachzudenken. 

Eine Gewohnheit lässt sich in 3 Schritten darstellen:

  1. Reiz
  2. Verhalten
  3. Belohnung

Beispiel:

  1. Smartphone Reiz
  2. Instagram öffnen Verhalten
  3. Entdeckung neuer Posts Belohnung

Bei der Entdeckung neuer Dinge oder beim Erleben von Neuem wird im menschlichen Gehirn Dopamin ausgeschüttet. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der eine wichtige Rolle im Belohnungssystem des Gehirns spielt. Es ist mit Gefühlen von Freude, Motivation und positiver Verstärkung verbunden. Die Freisetzung von Dopamin trägt dazu bei, dass wir das Verhalten oder die Aktivität, die zur Dopaminfreisetzung geführt hat, in Zukunft wiederholen möchten. Dies ist eine wichtige neurobiologische Grundlage für Lernprozesse, Motivation und das Entdecken neuer Dinge.

Gewohnheiten = Fluch und Segen zugleich?

Positive Gewohnheiten sind förderlich für unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit, unsere Produktivität.

Negative Gewohnheiten wie z.B. übermäßiger und regelmäßiger  Konsum von Süßigkeiten oder Rauchen schaden uns und behindern uns in unserer physischen und mentalen Entwicklung.

2. So entstehen Gewohnheiten

Ivan Pavlov war ein russischer Physiologe und wurde vor allem für seine bahnbrechenden Experimente zur klassischen Konditionierung bekannt. Seine Entdeckungen und Erkenntnisse in der Verhaltenspsychologie sind von großer Bedeutung und haben einen starken Einfluss auf das Verständnis menschlicher Gewohnheiten.

Pavlovs Experimente wurden ursprünglich an Hunden durchgeführt, um das Phänomen der Speichelbildung bei der Verdauung zu untersuchen. Dabei entdeckte er versehentlich die klassische Konditionierung, die als Pawlowsche Konditionierung oder auch Pawlowscher Hund bekannt wurde:

  1. Klassische Konditionierung

Pavlov zeigte, dass Hunde dazu neigten, Speichel zu produzieren, wenn sie Futter sahen oder rochen. Er stellte fest, dass diese Reaktion nicht nur eine automatische Reaktion auf das Futter war, sondern dass die Hunde auch auf neutrale Reize, wie das Klingeln einer Glocke, mit Speichelbildung reagierten, wenn dieser Reiz wiederholt mit der Futtergabe verbunden wurde. Mit der Zeit wurde die bloße Präsentation des neutralen Reizes, in diesem Fall das Glockenklingeln, ausreichend, um die Speichelbildung bei den Hunden auszulösen. Dadurch wurde ein neuer konditionierter Reflex geschaffen.

  1. Unbedingter Reiz (UR) und unbedingte Reaktion (UR)

Das Futter war der unbedingte Reiz, der die natürliche Reaktion der Speichelbildung bei den Hunden auslöste. Die Speichelbildung war die unbedingte Reaktion.

  1. Bedingter Reiz (BR) und bedingte Reaktion (BR)

Das Klingeln der Glocke wurde zum bedingten Reiz, da es ursprünglich keine speichelauslösende Reaktion hervorrief. Aber nachdem es mit der Futtergabe gepaart wurde, löste es die bedingte Reaktion, die Speichelbildung, aus.

  1. Auslöschung

Wenn das Klingeln der Glocke wiederholt ohne nachfolgende Futtergabe präsentiert wurde, schwächte sich die bedingte Reaktion (Speichelbildung) im Laufe der Zeit ab und verschwand schließlich. Dies wird als Auslöschung bezeichnet.

3. Warum sind Gewohnheiten wichtig?

Gewohnheiten sind wichtig, weil sie eine zentrale Rolle in unserem täglichen Leben und Verhalten spielen.

Gewohnheiten ermöglichen es uns, bestimmte Handlungen und Verhaltensweisen zu automatisieren, ohne dabei viel Energie oder Gedanken aufzuwenden. Dadurch sparen wir Zeit und Energie, da wir nicht jedes Mal eine Entscheidung darüber treffen müssen, was wir tun sollen.

Außerdem schaffen Gewohnheiten eine gewisse Stabilität und Vorhersehbarkeit in unserem Leben, die uns dabei helfen, den Alltag besser zu bewältigen und uns sicherer zu fühlen.

Durch das Festhalten an bestimmten Gewohnheiten können wir uns kontinuierlich verbessern und unsere Ziele erreichen.

Viele unserer Gewohnheiten haben einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Gewohnheiten wie eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und Entspannung können langfristig zu einem besseren physischen und psychischen Zustand beitragen.

Zudem können sie dazu beitragen, Stress zu reduzieren, da sie uns dabei unterstützen, bestimmte Aufgaben und Herausforderungen routinemäßig zu bewältigen, ohne jedes Mal von Grund auf neu beginnen zu müssen.

Wenn wir uns bewusst werden, dass eine Gewohnheit uns nicht guttut oder uns von unseren Zielen abhält, können wir gezielt daran arbeiten, sie zu ändern.

Die Krux an der Sache: Schlechte Gewohnheiten sind oft gleichermaßen stark etabliert wie gute Gewohnheiten. Das Deinstallieren alter Gewohnheiten kostet Zeit und Kraft. Das soll Dich jetzt nicht entmutigen. Sieh es als Invest mit einer starken Rendite, denn wenn sich Deine neuen und zielführenden Gewohnheiten einmal etabliert haben, wirst Du unaufhaltsam.